Der ungarische Ministerpräsident hat sich bei einem Fußballspiel mit einem Schal gezeigt, auf dem Grenzen des früheren Königreichs Ungarn abgebildet sind. Sie umfassen Teile mehrerer EU-Länder und der Ukraine.
Viktor Orbán hat erneut mit einem Verweis auf ein größeres Ungarn provoziert. Der ungarische Ministerpräsident ließ sich nach einem Spiel seiner Fußballnationalmannschaft am Sonntagabend mit einem Schal filmen und fotografieren, auf dem eine Ungarnkarte mit Teilen der EU-Länder Österreich, Slowakei, Rumänien und Kroatien zu sehen war. Hinzu kamen Regionen des heutigen Serbiens und der Ukraine. Die Gebiete gehörten bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum ungarischen Königreich.
Am Sonntagabend gewann Ungarn mit 2:1 gegen Griechenland sein letztes Spiel dieses Jahres. Dabei beendete der langjährige Nationalspieler Balázs Dzsudzsák seine Karriere in der Mannschaft. In einem Video, das Orbán selbst auf Instagram postete, ist zu sehen, wie Dzsudzsák ihm ein Trikot überreicht. Dabei trägt Orbán einen Fan-Schal mit deutlich erweiterten Grenzen.
Provokationen seit Jahren
Es ist nicht das erste Mal, dass Orbán mit einem Verweis auf ein größeres Ungarn Empörung auslöst. 2020 hatte er das Foto einer Weltkugel gepostet, auf der ebenfalls die Grenzen des ungarischen Königreichs vor dem Ende des Ersten Weltkriegs zu sehen waren. Der Fall sorgte insbesondere in Kroatien und Rumänien für Irritationen.
Mit dem Vertrag von Trianon aus dem Jahr 1920 verlor das Königreich Ungarn weite Teile seines früheren Gebiets. In Ungarn gilt er teilweise noch immer als große historische Schmach.
Seit Beginn von Orbáns Amtszeiten als Ministerpräsident gibt es immer wieder Streit zwischen Ungarn und seinen Nachbarländern wegen der Rechte der ethnischen Ungarn und Ungarinnen, die in den früheren Gebieten des Königreichs leben. So bekamen Menschen aus den Minderheiten unter Orbáns Regierungen großzügig ungarische Pässe. Insbesondere im Vorfeld von Wahlen in Ungarn wurde dies kritisch betrachtet.